22. Juni 2024 / Aus aller Welt

Interesse an Serienmörder Fritz Haarmann ungebrochen

Vor 100 Jahren wurde der Verbrecher in Hannover verhaftet und rund zehn Monate später wegen des Mordes an mindestens 24 Jungen und Männern zum Tode verurteilt. Welche Spuren gibt es heute noch?

Die Lichtbildmappe in der Mordsache Fritz Haarmann: Es ist der 100. Jahrestag der Verhaftung des Massenmörders.
von Christina Sticht, dpa

Hundert Jahre nach der Verhaftung des berüchtigten Serienmörders Fritz Haarmann in Hannover ist das Interesse an dem gruseligen Kriminalfall weiterhin groß. Im Polizeimuseum in Nienburg ist unter anderem der Nachbau einer Zelle des Polizeigewahrsams in Hannover in der Weimarer Republik zu sehen.

Dort saß Haarmann nach seiner Verhaftung am 22. Juni 1924 ein. Darüber hinaus können die Besucherinnen und Besucher ein Hackebeil anschauen, das der Legende nach der Verbrecher besessen haben soll. Museumsleiter Dirk Götting ist wichtig, dass die Ausstellung sachlich aufbereitet ist.

Der Fall

«Es handelt sich bei Haarmann um einen pädophilen Serienmörder», betont Götting. Es sei ein eigenartiges Phänomen, dass Mörder aus der Geschichte mit der Zeit manchmal einen «harmlosen Touch» bekommen. In Hannover tauchte der Verbrecher mit dem Hackebeil als Figur auf einem Adventskalender auf.

Zwischen 1918 und 1924 ermordete der polizeibekannte Kriminelle mindestens 24 Jungen und junge Männer im Alter zwischen 10 und 22 Jahren. Haarmann erdrosselte seine Opfer und biss ihnen nach eigener Aussage die Kehle durch. Viele waren Ausreißer und wurden zunächst nicht vermisst. Die Leichen zerstückelte er mit dem Beil und brachte sie zum Fluss Leine. Als Kinder am Ufer der Leine im Frühjahr 1924 Knochen fanden, waren dies die ersten Hinweise auf die Mordserie.

Haarmann versorgte in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg die Polizei mit Informationen aus dem Rotlichtmilieu. Festgenommen wurde er am 22. Juni 1924 zunächst nur, weil er mit einem Jugendlichen am Hauptbahnhof in Streit geraten war. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fand die Polizei dann Hinweise auf die Verbrechen. Die Methoden wie körperliche Misshandlungen, mit denen Polizisten das Geständnis erzwangen, seien damals schon verboten gewesen, sagte Götting.

Über den Gerichtsprozess gegen den «Vampir», wie Haarmann auch genannt wurde, wurde dem Museumsleiter zufolge sogar in den USA berichtet. Haarmann erhielt die Todesstrafe und wurde im April 1925 enthauptet. Sein in Formalin eingelegter Kopf lagerte Jahrzehntelang in der Göttinger Rechtsmedizin und wurde erst 2014 eingeäschert und anonym bestattet.

Haarmann als Stoff für Künstler

Mit dem beispiellosen Kriminalfall beschäftigen sich immer wieder Historiker und Künstler. Götz George verkörperte Haarmann 1995 in dem preisgekrönten Kinofilm «Der Totmacher», am Schauspiel Hannover gab es ein Musical.

Viele Akten zu dem Fall lagern im niedersächsischen Landesarchiv. Sie sind nach Angaben der Behörde immer noch sehr stark nachgefragt und inzwischen für Nutzer im Lesesaal nur noch digital verfügbar. Der Fall Haarmann wird auch immer wieder literarisch verarbeitet, unter anderem als Graphic Novel. In Hannover gibt es Stadtführungen auf den Spuren des berüchtigten Verbrechers.


Bildnachweis: © Sina Schuldt/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Strundetalfest 2024: Besucht uns im Strundepark in Bergisch Gladbach!
Partner News

Am 01.09.2024 haben wir für euch einiges zu bieten: XXL Hüpfburg, Parcours, Beratung, tolle Give aways & mega viel Spaß für die ganze Familie!

weiterlesen...
„Burscheid liest“: Eine Woche voller Literatur und Lesefreude
Rheinisch-Bergischer Kreis

Entdecke „Burscheid liest“: Eine Woche voller Lesungen, Workshops und Events rund um Literatur vom 1. bis 8. September 2024

weiterlesen...
Weltkindertag in Gummersbach
Oberbergischer Kreis

Unter dem Motto "Märchenland" findet dieses Jahr am 14. September der Weltkindertag in Gummersbach statt - Ein Fest für die ganze Familie

weiterlesen...

Neueste Artikel

WWF: Klimawandel und Schifffahrt gefährden Wal-Wanderrouten
Aus aller Welt

Zehntausende Wale ziehen zweimal pro Jahr von ihrem Sommer- in ihr Winterquartier und zurück. Immer mehr Schiffe kreuzen die «blauen Korridore», zudem lässt die Erderwärmung das Meereseis schmelzen.

weiterlesen...
Hurrikan «John» zieht auf Mexikos Pazifikküste zu
Aus aller Welt

Vor der mexikanischen Küste gewinnt ein Tropensturm schnell an Stärke und wird zum Hurrikan. Meteorologen warnen vor zerstörerischen Wetterbedingungen. Auch im Atlantik braut sich ein Sturm zusammen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

WWF: Klimawandel und Schifffahrt gefährden Wal-Wanderrouten
Aus aller Welt

Zehntausende Wale ziehen zweimal pro Jahr von ihrem Sommer- in ihr Winterquartier und zurück. Immer mehr Schiffe kreuzen die «blauen Korridore», zudem lässt die Erderwärmung das Meereseis schmelzen.

weiterlesen...
Hurrikan «John» zieht auf Mexikos Pazifikküste zu
Aus aller Welt

Vor der mexikanischen Küste gewinnt ein Tropensturm schnell an Stärke und wird zum Hurrikan. Meteorologen warnen vor zerstörerischen Wetterbedingungen. Auch im Atlantik braut sich ein Sturm zusammen.

weiterlesen...