Bergisches Land (dpa) - Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) unter der Leitung von Claus Weselsky ruft zu einem beispiellos langen Streik im Personenverkehr auf. Die Aktion erstreckt sich über 136 Stunden und markiert damit einen Höhepunkt während Weselskys Amtszeit. Dieser Rekordstreik übertrifft sogar den bisherigen Ausstand von 127 Stunden im Jahr 2015 und wird erhebliche Auswirkungen auf Pendler und Wochenendausflügler haben.
Erster Streik über ein komplettes Wochenende hinweg
Der Arbeitskampf, der heute um 2:00 Uhr begann und bis Montagabend 18:00 Uhr dauert, ist der vierte im laufenden Tarifkonflikt. Bemerkenswert ist, dass dies der erste Streik ist, der sich über ein gesamtes Wochenende erstreckt. Bereits am Dienstagabend startet der Streik im Güterverkehr, was zu zusätzlichen Herausforderungen führen wird.
Deutsche Bahn kündigt Notfahrplan an, verzichtet jedoch auf rechtliche Schritte
Die Deutsche Bahn plant einen Notfahrplan mit deutlich reduziertem Angebot, was erneut zu Tausenden von Ausfällen führen wird. Im Unterschied zu vorherigen Streiks plant die Bahn dieses Mal jedoch keine rechtlichen Schritte gegen den Arbeitskampf. Das Unternehmen gibt bekannt: "Eine einstweilige Verfügung zu erwirken ist nach rechtlicher Prüfung aktuell nicht geplant."
Weselsky verteidigt Streik mit Blick auf Bahnangebot
GDL-Chef Claus Weselsky verteidigt den außergewöhnlich langen Streik mit Verweis auf das jüngste Angebot der Deutschen Bahn, das seinen Forderungen nicht entspricht. Die Auseinandersetzung zwischen GDL und Bahnchef Richard Lutz verschärft sich, wobei Weselsky weitere Zugeständnisse seitens der Bahn fordert.
Bundesverkehrsminister Wissing äußert "null Verständnis" für den Streik
Bundesverkehrsminister Volker Wissing zeigt sich besorgt über die eskalierende Tarifauseinandersetzung und äußert "null Verständnis" für die aktuelle Streikdauer. Der Konflikt zwischen Bahn und GDL nimmt nach Ansicht von Wissing destruktive Züge an.
Aussichtslose Verhandlungssituation und keine Schlichtung in Sicht
Die Aussicht auf eine baldige Beilegung des Konflikts und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch sind derzeit ungewiss. Weselsky knüpft die Wiederaufnahme von Gesprächen an weitere Zugeständnisse bei seiner Kernforderung: der Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Eine Schlichtung lehnt er weiterhin ab.
Kritik an Bahnangebot und Streikdauer
Die Bahn macht ein neues Angebot, das eine Reduzierung der Arbeitszeit auf 37 Stunden ab Januar 2026 vorsieht. Weselsky lehnt dies ab, da die Bahn das Angebot an die Verfügbarkeit von ausreichend Personal knüpft. Kritiker bemängeln die unverhältnismäßig lange Streikdauer und den Mangel an Verhandlungsbereitschaft seitens der GDL.
Weiterhin keine Verhandlungen seit November und mögliche unbefristete Streiks
Der Tarifkonflikt dauert seit Anfang November an, und seit dem 24. November wurden keine Verhandlungen mehr geführt. Nach einer Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern sind auch unbefristete Streiks möglich, was die Unsicherheit im Bahnverkehr weiter verstärkt.