2. Januar 2024 / Aus aller Welt

Europol: Kokain-Schmuggel wird weiter zunehmen

Spektakuläre Erfolge der Ermittler: Tonnen von Kokain werden in Europas Häfen sichergestellt. Nun werden die Drogenbanden nervös, sagt Europol. Doch der Kampf gegen die Drogenmafia ist nicht vorbei.

von dpa

Der Schmuggel von Kokain nach Europa wird nach Einschätzung von Europol weiter zunehmen. Angesichts der steigenden Produktion in Südamerika werde die Zahl der Lieferungen in den kommenden zwei Jahren steigen, sagte Europol-Chefin Catherine De Bolle der Deutschen Presse-Agentur in Den Haag. «Wir können es nicht völlig stoppen, denn die Nachfrage ist zu groß.»

Zugleich weist die europäische Polizeibehörde mit Sitz in Den Haag auf die zunehmenden Erfolge der Fahnder im Kampf gegen den internationalen Drogenhandel hin. Im vergangenen Jahr waren mehr als 300 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden. Europol habe noch nie so einen guten Einblick in die Organisation des Drogenschmuggels gehabt wie im vergangenen Jahr, sagte De Bolle. Das gelte sowohl für die internationalen Vertriebswege als auch für den lokalen Verkauf.

Der größte Teil des Kokains wird über den Seeweg aus Südamerika nach Europa geschleust und gelangt vor allem über die Häfen in Antwerpen und Rotterdam in die EU. Immer häufiger finden Zollfahnder große Mengen der Drogen versteckt in Containern. In Rotterdam etwa stellten sie im August die bisher größte Einzelmenge sicher: Rund 8000 Kilogramm Kokain im Wert von rund 600 Millionen in einem Container mit Bananen.

Auch in Deutschland wurden Ermittler fündig: Die Polizei und Zollfahnder fingen im Jahr 2023 eine Rekordmenge an Kokain ab. Nach einer vorläufigen Prognose des Bundeskriminalamts (BKA) summieren sich die Rauschgiftfunde auf 35 Tonnen, wie ein BKA-Sprecher vor dem Jahreswechsel gesagt hatte. 2022 waren es demnach rund 20 Tonnen.

Digitale Kommunikationskanäle der Banden geknackt

Nach Erkenntnissen von Europol sind die beschlagnahmten Ladungen vermutlich nur ein Bruchteil des geschmuggelten Kokains. «Aber es fängt an, den Banden weh zu tun», sagte De Bolle. Immer häufiger versuchten sie, das beschlagnahmte Kokain zurückzubekommen. Inzwischen würden sie Ladungen sogar mit Trackern ausrüsten, um sie genau verfolgen zu können.

Die Erfolge der Ermittler waren möglich geworden, nachdem sie digitale Kommunikationskanäle der Banden geknackt hatten. «Dadurch saßen wir mit den Kriminellen am Tisch, und die fühlten sich total sicher», sagte De Bolle.

Die kriminellen Netzwerke kommunizieren nach Angaben der Europol-Chefin nun viel vorsichtiger vor allem über viele kleine Kanäle. Auch würden sie neue Transportwege suchen und auch in Europa Labore einrichten, in denen aus den Grundstoffen selbst Kokain produziert werde.

Im Zusammenhang mit dem Drogenhandel nahm Europol zufolge 2023 auch die Gewalt zu. «Es gibt so viel zu verdienen, und die Konkurrenz ist groß», sagte die aus Belgien stammende De Bolle. Sie nannte als Beispiele Sprengstoffanschläge in den Niederlanden und Belgien sowie Gewalttaten in Schweden und Frankreich. «Das Ausmaß haben wir vor zehn Jahren nicht so gesehen.»

Geldströme im Fokus

Europol richtet sich beim Kampf gegen die Drogenmafia zunehmend auch auf die Geldströme. «Wir hatten das lange zu wenig im Blick. Das wird nun intensiviert.» Schätzungsweise nur zwei Prozent der Gewinne werden tatsächlich entdeckt und beschlagnahmt. Allein in Europa schätzt Europol den Umfang des Kokainhandels auf mehr als 5,7 Milliarden Euro im Jahr.

«Die Banden haben ein ungeheures Vermögen angehäuft», sagte die Europol-Chefin. Das investierten sie auch in die legale Wirtschaft, sie spekulierten an den Börsen, kauften Immobilien oder Kryptowährungen. Durch Korruption und Infiltration nehme auch die Destabilisierung der Gesellschaft zu.

Europol mahnt die EU-Kommission, den Zugang zu digitalen Kanälen zu erleichtern. Wegen des strengen Datenschutzes in Europa seien den Ermittlern oft die Hände gebunden, sagte De Bolle. «Fahndungserfolge sind nun auch von Zufällen abhängig. Können wir Zugangsdaten entschlüsseln oder nicht?»


Bildnachweis: © Armando Franca/AP/dpa
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